Rush Hour - Ändere etwas

Na? Wieder viel zu viel gearbeitet? Vielleicht wieder mal die Mittagspause sausen lassen, um mal eben dieses und jenes noch schnell fertigzumachen? Vielleicht weißt du, dass du wieder mal zum Sport gehen solltest, aber irgendwie kannst du dich abends nicht mehr aufraffen.

Manchmal sind es gar nicht nur die kleinen Vorhaben, die „eigentlich“ gar nicht so das Problem sind. Vielleicht wäre es längst an der Zeit, die größeren Kaliber anzugehen, wie dir endlich eine neue Stelle zu suchen, dich von Belastungen zu trennen – oder generell mehr Rücksicht auf dich selbst zu nehmen, um nicht irgendwann zusammen zu klappen oder im Burnout zu enden.

Es ist paradox: Auch wenn wir vom Gefühl her schon seit einiger Zeit wissen, dass es so nicht weitergehen kann, schaffen wir es oft nicht, uns zu motivieren. Diese zusätzliche Kraft aufzubringen, etwas Neues, Anderes zu machen.

Jetzt beginnt ein Teufelskreis: Die Unzufriedenheit steigt, man gibt nur noch Kraft raus, und so langsam kommt alles in eine Schieflage – von Beruf bis zur Partnerschaft (falls überhaupt vorhanden). Wenn ich es nur mal schaffen könnte, mich endlich zu bewegen.

 

Warum das Gehirn nichts verändern will

Grundsätzlich lernt der Mensch ja rasend schnell. Du hast als Kind wahrscheinlich auch nur ein einziges Mal auf eine heiße Herdplatte gefasst, um zu lernen, dass das eine schlechte Idee war.

Gleichzeitig ist unser Gehirn jedoch auch ziemlich faul. Es kann zwar schnell lernen, mag aber trotzdem Veränderungen nur bedingt. Und wenn schon, dann bitte möglichst energieschonend.

Dazu hat es eine zweite – eigentlich fantastische – Angewohnheit: Es versucht aus allem und jedem eine Informationsschablone zu machen oder einer Schablone zuzuordnen. Wenn du zum Beispiel einmal kapiert hast, wie Kupplung und Gangschaltung in einem Auto funktionieren, dann kannst du das auf fast jedes Auto anwenden.

Diese Schablonen im Hirn haben für uns ein paar tolle Vorteile:

  • Wir können Informationen schneller verarbeiten, da wir bestimmte Aspekte bereits vorgedacht und vorverarbeitet haben.
  • Wir können mehr Informationen verarbeiten, da die Zusammenhänge bereits klar sind.
  • Das Gehirn spart dadurch enorm viel Kraft und Energie, da es sofort auf die Schablonen zugreifen kann. Und diese gesparte Energie kann es besser einsetzen, als zum Beispiel abzuwägen, ob der Bär da vorn im Wald eine Gefahr sein könnte oder nicht.

Auch unser tägliches Verhalten basiert meist auf diesen Schablonen. Sowohl in der Arbeit, in Meetings, im Gespräch mit unserem Chef, bei Freunden und in der Partnerschaft. Überall gilt: Die Situation kenn ich schon. Das spart mir daher Kraft, Zeit und Energie.

Allerdings hält uns diese Gewohnheit leider auch fest: Bewegen wir unser innerhalb dieser Schablonen, stecken wir erst mal drin. Dann ist es umso schwerer, sie zu verlassen. Insbesondere dann, wenn wir eigentlich etwas verändern wollen oder sogar müssen.

 

Welcher Motivationstyp bist du?

Wenn wir etwas verändern wollen, müssen wir aus diesen vorgegebenen Mustern ausbrechen. Für mich war es hilfreich, zu verstehen, wie bestimmte Aspekte unserer Motivation grundsätzlich funktionieren.

Die einfachste Überlegung dabei ist, dass sich der Mensch nur dann verändert, wenn es notwendig ist. Basis dafür sind Motivationstypen, von denen es grundsätzlich zwei unterschiedliche gibt: Du bist entweder motiviert, von etwas weg zu kommen oder etwas Bestimmtes zu erreichen.

  • Der “Weg von“-Typ will einfach nur weg von einer unangenehmen Situation oder von Schmerzen. Egal wohin. Typische Beispiele sind der schon erwähnte Bär im Wald, aber auch der miese, tyrannische Chef oder die schlechte Beziehung, vor der du am liebsten davonlaufen möchtest. Es geht also nur darum, einen Schmerz zu verringern.
  • Der „Hin zu“-Typ hat auch nur ein Ziel, und zwar ein extrem positives, das er unbedingt erreichen will. Das Ziel ist im Gegensatz zum „Weg von“-Typen sehr klar definiert. Typisch sind hier Sachen wie Urlaub, Ideen zum neuen Auto, Fantasien über das eigene Leben nach dem Lottogewinn. Hier geht es also darum, eine Belohnung und ein Glücksgefühl zu erhalten.

Schaut man sich die Verteilung in der Bevökerung an, dann sind ca. 40 Prozent eher „weg von“ und 40 Prozent eher „hin zu“ motiviert. Die restlichen 20 Prozent haben keinerlei Präferenzen.
Beide Typen funktionieren grundsätzlich bei jedem, nur ist halt die Präferenz individuell verschoben. Vermutlich nickst du eh schon wissend, weil du deine Tendenz nur zu gut kennst.

Um es gleich direkt zu sagen: Keine Motivationsart ist besser oder schlechter als die andere. Es ist einfach nur eine Typenbeschreibung.

 

Besser motiviert = schneller verändert = es geht leichter

Veränderung bedeutet nun, sich mental oder körperlich zu bewegen. Der Trick, um sich für eine Veränderung zu motivieren, ist nun, sich beide Motivationstypen gleichzeitig zunutze zu machen, dir also sowohl ein negatives „Weg-von“ , als auch ein positives „Hin-zu“ Ziel zu setzen, wobei es Kleinigkeit zu beachten gibt:

 

Schritt 1: Erschaff dir ein möglichst negatives „Weg-von“-Szenario

Kreiere eine möglichst realistische Vision/Vorstellung, wie schlimm es wird, wenn du dich nicht bewegst. Beispiel: Weiter bei dem gleichen tyrannischen Chef für die nächsten 10 Jahre zu arbeiten. Egal, was es bei dir ist: Mal dir diese zukünftige Situation, wenn du in der jetzigen Situation so weitermachst wie bisher, so konkret und schlimm wie möglich aus. Erst wenn Du das Gefühl hast, „Igitt, ich will nicht dran denken!“, DANN ist es richtig.

Schritt 2: Finde ein richtig attraktives „Hin-zu“-Ziel

Mal dir eine möglichst positive Vision aus, wohin du willst. Du darfst dabei viel Fantasie einsetzen, um dir die Situation so toll, schön und anziehend wie möglich auszumalen. Und bitte dabei wieder sehr konkret sein. Also nicht nur „schöne Umgebung“ denken, sondern „ich lebe in einem ruhigen Haus im grünen, mein Hund läuft durch den Garten …“

Schritt 3: Spiel beide Szenarien möglichst oft in deinem Kopf durch

Das kann in einer ruhigen Minute sein, wenn du abends im Bett liegst oder wenn du in der U-Bahn döst oder im Wartezimmer sitzt. Du brauchst also nicht extra drüber meditieren oder freie Zeit freischaufeln, doch die Häufigkeit zählt, denn so entstehen neuen Pfade im Hirn.

Wichtig sind dabei möglichst lebhafte Vorstellungen, die deine inneren Gefühle in Bewegung setzen. Das Geniale: selbst beim bloßen Nachdenken über diese Szenarien werden durch die Gefühle die richtigen Hormone und Neutrotransmitter ausgeschüttet (positive für „hin zu“ und negative bei „weg von“), die dich in Bewegung setzen.

Denn diese Neurotransmitter sagen dem Gehirn:

  • Hier passiert etwas Wichtiges!
  • Das muss gelernt werden.

Je mehr Neurotransmitter sich im Gehirn befinden, desto schneller hast du das Bedürfnis, etwas zu lernen, etwas zu verändern, dich von deinem alten Verhalten zu befreien, und für etwas Neues zu brennen.

Denk bitte dran: Spiel diese Szenarien oft durch, denn eine der wichtigsten Möglichkeiten, dem Gehirn schnell etwas beizubringen, ist, es zu wiederholen. So entsteht eine neue Schablone, die dein künftiges Vorhaben stärkt und vereinfacht – dein Hirn wird zu einem wichtigen Verbündeten! Und je intensiver du die beiden Szenarien fühlst, hörst und bildlich in deiner Fantasie ablaufen lässt, desto schneller wirst du bereit sein, etwas zu verändern.

Kurskorrekturen sind explizit erlaubt!
Aller Anfang ist … neu. Wenn du merkst, dass deine Bilder noch nicht stark genug sind oder du nicht so recht damit in die Gänge kommst, dann verändere die beiden Szenarien so lange, bis sie noch attraktiver oder noch schlimmer werden. Denn höhere Neurotransmitter bedeuten schnelleres Lernen.